Mit unterschiedlichen Kulturen umgehen
16. November 2020Als Kongressorganisatoren müssen wir oft mit Menschen mit den verschiedensten kulturellen Hintergründen zusammenarbeiten. Das kann eine Menge Spaß machen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich, wie zum Beispiel wenn unterschiedliche Arbeitsweisen oder Sprachbarrieren aufeinandertreffen.
Der Begriff „Kultur” an sich ist schon verwirrend genug: Wenn wir von Kultur im Sinne von der Oper oder dem Theater sprechen, meinen wir etwas anderes als im Fall von „Arbeitskultur“, „Esskultur“, „Subkultur“ oder „westliche Kultur“. Wie man sieht, sind wir alle ständig Teil mehrerer Arten von Kultur gleichzeitig. Zudem kommen auf Kongressen nicht nur mehrere Kulturen zusammen, sondern auch so viele verschiedene Arten von Kultur gleichzeitig wie an kaum einem anderen Ort. Das macht Kongresse zu einem stimulierenden wie herausfordernden Arbeitsplatz. Der Aufbau von „kultureller Kompetenz“, wie wir die Fähigkeit bezeichnen, mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen auf gelungene Weise zu interagieren, kann Ihnen helfen, auf Kongressen erfolgreich zu sein. Hier haben wir einige Tipps gesammelt, die Ihnen dabei helfen können, mehr kulturelles Gespür zu entwickeln:
Lernen Sie Ihre eigene Kultur kennen
Es mag auf den ersten Blick nicht ganz logisch erscheinen, aber seine eigene Kultur zu kennen ist der Schlüssel zum Verständnis anderer Kulturen. Was zeichnet Ihre Kultur aus? Welche traditionellen Kleidungsstücke, Speisen oder Kunsthandwerke gibt es in der Gegend, in der Sie aufgewachsen sind? Wie werden besondere Anlässe in Ihrer Familie gefeiert und welche sind besonders wichtig? Was für eine Kultur herrscht an Ihrem Arbeitsplatz vor? Sich näher über die Geschichten und Hintergründe dieser kulturellen Praktiken zu informieren, kann eine Menge Spaß machen und macht es außerdem einfacher, diese Menschen mit anderen Hintergründen zu erklären. Dadurch kann auch sichtbar werden, wie lebendig Kulturen sind und wie sie sich über längere Zeit verändern.
Seien Sie neugierig
Lernen Sie andere Kulturen kennen. Die beste Möglichkeit das zu tun, ist das Reisen in ein anderes Land oder sogar in eine andere Region Ihres eigenen Landes. Dort sollten Sie sich möglichst bemühen, ein Gespür dafür zu bekommen, was diesen neuen Teil der Welt, den Sie besuchen, einzigartig macht, aber auch versuchen, Gemeinsamkeiten zu Ihrer eigenen Kultur zu finden. Falls Reisen gerade keine Option ist, können Sie auch herausfinden, ob in Ihrer Nähe regelmäßig kulturelle Austauschaktivitäten stattfinden und diese besuchen. Sprechen Sie mit Menschen, die Ihnen möglichst unähnlich sind. Das kostet anfangs vielleicht ein bisschen Überwindung, kann aber ein sehr erfüllendes Erlebnis sein.
Lernen Sie sich selbst kennen
Setzen Sie sich kritisch mit Ihrer eigenen Persönlichkeit auseinander. Sie können beispielsweise online einen Persönlichkeitstest machen, wenn es Ihnen Spaß macht. Schreiben Sie auf, was sie glücklich, traurig, wütend oder gestresst werden lässt und welche Werte Ihnen bei sich selbst und anderen besonders wichtig sind. Woher kommen diese Werte? Beobachten Sie, wie Sie auf unterschiedliche Personen und Verhaltensweisen in Ihrem Alltag reagieren und reflektieren Sie, ob Ihre Reaktionen mit jenen Werten im Einklang sind, die Sie zuvor identifiziert haben. Wenn Sie das eine Zeit lang machen, werden Sie bald analysieren können, wieso Sie in bestimmten Situationen auf bestimmte Weise reagieren und können Ihr Verhalten entsprechend anpassen.
Hinterfragen Sie die Dinge, die Sie als selbstverständlich erachten
Wir alle wachsen unter höchst unterschiedlichen Bedingungen auf. Diese sind geprägt von der Masse an Gedanken, Ideen, Werten und Gewohnheiten der Menschen in unserem Umfeld und jener Menschen, die vor uns da waren. Diese Faktoren wiederum unterliegen einer Vielzahl von Einflüssen, wie zum Beispiel dem Ort, dem Klima, sozio-ökonomischem Status, Ethnizität, Geschlecht und vielen anderen. Menschen sind Gewohnheitstiere, also neigen wir dazu, die Umgebung, in der wir aufgewachsen sind, als die einzig natürliche zu betrachten. In Wahrheit kann jedoch bereits eine Person, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufgewachsen ist, schon eine leicht unterschiedliche Kultur haben wie wir selbst. Sogar die alltäglichsten Gewohnheiten, beispielweise was Sie gerne zum Frühstück essen, kann stärker von Ihrer Kultur beeinflusst sein als von Ihrem persönlichen Geschmack. Wiederstehen Sie also der Versuchung, diese kulturellen Verhaltensweisen mit „richtig“ oder „falsch“ zu bewerten. Vielleicht trinken Sie gerne Kaffee zum Frühstück während Ihre englische Nachbarin nur Tee trinkt, aber rational betrachtet ist keine diese Gewohnheiten richtiger oder normaler als die andere.
Vorsicht vor Kulturschock
Kulturschock ist eine häufige Nebenerscheinung, wenn Sie über längere Zeit in Kontakt mit einer anderen Kultur treten. Sie müssen nicht einmal Ihr eigenes Land verlassen, um einen Kulturschock zu erleben. Es kann schon ausreichen, den Arbeitsplatz zu wechseln oder in ein anderes Stadtviertel zu übersiedeln. Im Grunde erleben wir dann einen Kulturschock, wenn wir uns in einem Umfeld wiederfinden, das sich stark von unserer gewohnten Umgebung, die wir als „normal“ betrachten, unterscheidet. Ein Kulturschock tritt zyklisch auf und bringt in seinen verschiedenen Phasen oft viele Emotionen mit sich, angefangen bei einem Gefühl der Euphorie und Idealisierung, oft gefolgt von Phasen der Ängstlichkeit oder Niedergeschlagenheit. Sie sollten sich jedoch immer vor Augen führen, dass das, was Sie gerade erleben, vollkommen normal ist und dass das Durchmachen eines Kulturschocks am Ende zu mehr Ausgeglichenheit und Verständnis führt. Sollten Sie jedoch über einen längeren Zeitraum so stark von negativen Gefühlen geplagt sein, dass Ihr Alltag darunter leidet, sprechen Sie mit jemandem darüber, dem Sie vertrauen und holen Sie sich Hilfe.
Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche
Am Ende des Tages sind wir alle Menschen. Wir alle haben grundlegende menschliche Bedürfnisse und Instinkte. Wenn Sie über kulturelle Gepflogenheiten hinwegsehen und an den Kern vordringen, der uns als Menschen ausmacht, werden Sie feststellen, dass wir uns letztendlich eigentlich alle ganz ähnlich sind.